Die Europäische Zivilisation

Zu ihrem demokratischen Wesenskern gehört die gleichberechtigte, offene Rede.

Von der fest gefügten feudalen Lebenswelt, in der dem Menschen Ort und Rolle durch Geburt zugewiesen war, führt ein langer, immer wieder unterbrochener, gefährdeter Weg hin zu heutiger staatlicher Rechtsordnung.  

 

Die Salontradition

Als die Gedanken der Aufklärung Widerhall fanden in den ständischen Gesellschaften Europas im 18 Jahrhundert, bahnte sich langsam ein Aufbruch an, Aufbruch in einen neuen Gedankenaustausch zwischen Menschen aus gesellschaftlich streng geschiedenen Lebensräumen, aber auch zwischen Männern und Frauen.

Nach französischem Vorbild treffen sich im Salon Literaten, Wissenschaftler, Politiker und Philosophen. Sie diskutieren über Politisches mit dem Ziel der gesellschaftlichen Gleichstellung aller verkehrenden Personen, die durch eine intime Atmosphäre der Gesellschaftszimmer im Privaten verwirklicht wird. Diskussionen, Lesungen und musikalische Veranstaltungen finden statt und laden zum gedanklichen Austausch ein. 

Die Gastgeberinnen sind vor allem gebildete Frauen, die regelmäßig Salonabende veranstalten. Lebhafte Gespräche aus kulturellem und politischem Anlass ziehen Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten an, bewirken eine besondere gesellschaftliche Gemeinschaft, in der Ideen, Kunst, Musik und Kultur florieren.

 

 

Der grüne Salon am Neckarufer

Der Heidelberger Salon hat seinen Ursprung in der Ziegelhäuser Landstraße 17. Im berühmten „grünen Salon“ von Marianne und Max Weber kam zwischen 1903 und 1918 vieles, was Rang und Namen hatte,  zu regelmäßigen Gesprächsrunden, den sogenannten „Jours Fixes“, zusammen.

Marianne Weber (1870-1954) war eine bedeutende Frauenrechtlerin, Soziologin und Rechtshistorikerin. Sie wohnte bis zu ihrem Lebensende in Heidelberg, wo sie für eine interessierte Öffentlichkeit das gesamte Werk ihres Mannes herausgab und dadurch zugänglich machte. Auf Jahre hinaus war das Max-Weber Haus in der Ziegelhäuser Landstraße weiterhin ein Treffpunkt der gelehrten Welt.

Der Kreis gehörte dem progressiven Teil des deutschen Bürgertums an. Er vertrat die Emanzipation der Frau, eine Sozialpolitik unter Einschluss der Arbeiterbewegung und die Parlamentarisierung des Regierungssystems. Auch befürwortete er eine wirtschaftliche und kulturelle Weltgeltung Deutschlands, aber keine militärischen Expansionen.

Neben Alfred Weber waren unter den Gästen unter anderem Politiker und Geistesgrößen wie Theodor Heuss, Karl Jaspers, Georg Simmel, Ernst Bloch, Georg Lukács, Ernst Toller und Stefan George vertreten, aber auch Frauen wie Else von Richthofen, Gertrud Bäumer und Marie Baum.